Kennt sich mit dem Blaumachen und Teenage-Punkrock bestens aus: das 2007 in Völkermarkt gegründete, in Wien heimische Männerquintett :aexattack.

Foto: Ink Music

Von allen Zahlen ist dem Menschen, so heißt es, die Sieben am liebsten. Warum, das weiß man nicht. Die Wissenschaft vermutet, es könnte im Ursprung mit jenen sieben Planeten zu tun haben, die für den Menschen mit freiem Auge sichtbar sind. Ein wagemutiger Ansatz. Kulturell hat später freilich ein Herr kräftig mitgemischt, der laut Erzählung am siebten Tag blaumachen wollte. Kühles, entspanntes Blau ist übrigens die ermittelte Lieblingsfarbe der Menschen, weswegen man auch vom sogenannten Blue-Seven-Phänomen spricht.

Die Band :aexattack dürfte sich damit auskennen. Auf Fotos zeigen sich die Wahlwiener mit Kärntner Wurzeln beim Blaumachen im Auto – Lederjacken, Haare, schöne Sonnenbrillen, es riecht nach Bier, Tschick und Roadtrip. Es sind zwar alle fünf Sitze besetzt, aber man würde schon ein Stück mitfahren wollen: bis Siebenhirten zumindest oder – wer sich traut – ostwärts bis Siebenbürgen.

Immerhin nur vier und nicht sieben Jahre musste man nach ihrem Debüt Stay Young auf ein neues Album warten: Es heißt Level 7 – und verweist zahlensymbolisch auf die populäre Ansicht, dass sich alle sieben Jahre etwas Neues tut im Leben. Die Themen mögen dieselben bleiben, aber die Umstände ändern sich, da reicht schon ein Blick in den Spiegel. Textlich muss Bandleader Axel Truschner also nicht weit ausholen. Es geht um Liebe und das Ende derselben, um Freiheit, Sinn und das Paradies, das vielleicht irgendwann kommt, wenn der Roadtrip nur lang genug dauert.

Ja zu Teenage-Punkrock

Soundtechnisch lehnen sich :aexattack eine Armlänge weiter aus dem Fenster: Noch immer hört man garagengepflegten Grunge und Alternative Rock aus Jugendtagen in Völkermarkt, zu jaulenden Gitarren und Karacho-Schlagzeug kommen aber kühle Synthie-Sounds und jede Menge Verzerrungseffekte hinzu. Schon in den ersten beiden Songs wird das neue Spektrum breit aufgefächert. Slow geht mit Lautstärke, Freude am Gitarrenschrei und Funky Vocals allem voraus. Sample Paranoid trottet dann schön traurig hinterher und erzählt ein bisschen von den Kärntner Indie-Pionieren Naked Lunch.

.aexattack mit Slow.
:aexattack

"Tell me you love me / baby I love you", heißt es lapidar in Temporary Love, womit :aexattack zeigen, dass sie sich noch immer ohne schlechtes Gewissen auch in die Zeit des Teenage-Punkrock zurückdenken können. Gesanglich beherrscht man neben den Tiefen nunmehr auch die Höhen, gerade mehrstimmig bleiben die einfachen Melodien rasch hängen.

Im Song Madonna wird der neue Synthiebeat-Spaß zusammen mit kratzbürstigen Gitarren noch einmal auf die Spitze getrieben, bevor es auf dem Heimweg wieder ziemlich melancholisch wird. Diagnose? "Blue-Seven-Phänomen". Aber dieses ist gut auszuhalten. (Stefan Weiss, 28.8.2019)